3.2. Inhalte

Das Regionale Entwicklungskonzept hat die Aufgabe die notwendigen Informationen über die Region, ihre Probleme und ihre Entwicklungsperspektiven bereit zu stellen und daraus Ziele, Strategien und konkrete Maßnahmen für die künftige Regionalentwicklung abzuleiten.

 
 

Die "richtige" Lösung für die Region finden

Um die "richtigen" inhaltlichen Weichenstellungen für die Zukunft der Region vorzunehmen, müssen die im Entwicklungskonzept formulierten Lösungen

 
 
  • auf die regionalen Rahmenbedingungen und Kernprobleme zugeschnitten sein,

  • innovativ aber auch durch und mit den regionalen Akteure umzusetzen sein,

  • im regionalen Konsens getragen werden,

  • sich innerhalb eines realistischen Finanzrahmens bewegen sowie

  • innerhalb eines überschaubaren Zeitraums zu verwirklichen sein.
Stolperstein
 

Hierbei kann es sich um einzelne gezielte Maßnahmen oder regionale Leitprojekte (wie z.B. Regionalmarketing) oder um ein Bündel zusammenhängender bzw. sich ergänzender Projekte und Aktionen handeln. Die Planung sollte so detailliert wie notwendig, aber so zusammengefasst und zielgerichtet wie möglich sein. Da es sich um eine dynamische Planungsweise handelt, kann und sollte das Konzept im Laufe der Kooperation konkretisiert und qualifiziert werden.

Bei der Aufstellung Regionaler Entwicklungskonzepte sollten bestimmte Verfahrensschritte und Methoden beachtet werden. Bei der Planung sollte man sich mit den folgenden fünf Bausteinen auseinandersetzen.

 
 
BAUSTEINE EINES REGIONALEN ENTWICKLUNGS- UND HANDLUNGSKONZEPTES
GEBIETSDIAGNOSE
"IST"-SITUATION
REGIONALES LEITBILD
UND
ZIELE DER REGIONALENTWICKLUNG
"SOLL"-SITUATION
STRATEGIEN
LÖSUNGSWEGE
HANDLUNGSFELDER UND PROJEKTE
HANDLUNGSKORRIDORE
PROJEKTIDENTIFIKATION
ERFOLGSKONTROLLE
ERGEBNISMESSUNG UND KONZEPTFORTSCHREIBUNG
 
 

Baustein 1: Gebietsdiagnose oder Problemanalyse

Eine Problemanalyse ist Ausgangspunkt jedes Planungsprozesses. Sie bestimmt "Betroffenheiten" und formt die Gruppen, gleicht Interessen ab, entwickelt kollektiven Handlungsbedarf, identifiziert Gemeinsamkeiten etc. Bei der Problemanalyse müssen sowohl die Regionsanalyse als auch die äußeren Rahmenbedingungen betrachtet werden.

 
 
  • Die Regionsanalyse beschäftigt sich mit den Bedingungen und Strukturproblemen der Region:
    • natürliche und Umweltressourcen,
    • Kultur und Identität,
    • Infrastruktur,
    • Humanressourcen, Knowhow und Qualifikationsstruktur,
    • Wirtschaftsaktivitäten und Unternehmen, Märkte und externe Beziehungen, Image und Wahrnehmung des Gebiets, finanzielle Ressourcen,
    • Selbststeuerungskraft und Selbstorganisation, etc.

Erfahrungsgemäß kann hierbei vielfach auf vorliegende Daten und Erfahrungswissen zurückgegriffen werden.

Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bereichen sind zu klären und Wechselbeziehungen aufzuzeigen. Vorhandene Gutachten, Konzepte und Planungen müssen ausgewertet werden. Von Interesse sind ebenso laufende und geplante Vorhaben. Die Gründe für das Scheitern wichtiger Projekte sollten hinterfragt werden, dies kann wichtige Aufschlüsse über die Region bzw. über die künftige Strategie der Regionalentwicklung geben.

  • Die Analyse der Rahmenbedingungen hilft bei der Identifikation von möglichen Chancen und Risiken. Im Rahmen dieser Analyse sind diejenigen Faktoren zu eruieren und zu analysieren, die für die zukünftige Entwicklung der Region besonders bedeutungsvoll sind, wie beispielsweise aktuelle Trends.

  • Aus der Gegenüberstellung von Regionsanalyse und der Analyse der Rahmenbedingungen lassen sich Besonderheiten, strategische Schlüsselfaktoren und wichtige Ansatzpunkte für die künftige Entwicklung ableiten.
 
 

Unterschiedliche Methoden und Techniken können für die Gebietsdiagnose herangezogen werden:

  • Die Stärken - Schwächen - Analyse setzt sich kritisch mit der Region, ihren Stärken und Schwächen auseinander und liefert die wichtigsten Ansatzpunkte für die Entwicklungsstrategie. Das können besondere Stärken der Region sein. Es können aber auch zentrale Engpässe sein, deren Beseitigung neue Entwicklungsmöglichkeiten entfalten.

  • Die erweiterte Form ist die SWOT Analyse (strenghts, weaknesses, opportunities, threats). Hier werden neben den Stärken und Schwächen auch Chancen und Gefahren der Regionalentwicklung betrachtet.
 
SWOT-Analyse
Strengths
Stärken?
Weaknesses
Schwächen?
Opportunities
Chancen?
Threats
Gefahren?
 
 
  • Beim Benchmarking werden in einem systematischen Prozess die eigenen Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsprozesse gegen die stärksten Wettbewerber oder jene Regionen gemessen, die in bestimmten Segmenten als "führend" oder "vorbildlich" angesehen werden.

  • Mit Hilfe von Szenarios werden mögliche Zukunftsbilder aus den er kennbaren Tendenzen und ihren erwarteten Wechselbeziehungen in der Zukunft argumentativ abgeleitet. Um die verschiedenen Entwicklungsoptionen zu pointieren, werden oft Kontrastszenarios aufgestellt und diskutiert.
 
 

Baustein 2: Regionales Leitbild und Ziele der Regionalentwicklung

Regionalbewusstsein ist eine wichtige Voraussetzung für regionale Kooperation für die Bildung umfassender Netzwerkstrukturen und die Ausrichtung einer regionalen Entwicklungsstrategie. Vielen Regionen fehlt dieses gemeinsame Selbstverständnis über die Region.

Gutes Beispiel
 
Wichtige objektive und subjektive Informationsquellen
  • Einzelgespräche und/oder moderierte Diskussionen mit engagierten Personen aus der Region
  • Einzelgespräche mit Personen außerhalb der Region zur Ermittlung der Außensicht
  • Statistiken und andere Aufzeichnungen
  • vorliegende Gutachten bzw. Planungen und darin enthaltene Daten und Informationen
  • Historie und geschichtlicher Hintergrund.
 
 

Hilfreich ist dabei ein regionales Leitbild. Ausgehend von den Stärken und Schwächen wird die Vision einer lebens- und erstrebenswerten Zukunft entwickelt. Bewährt hat sich in diesem Zusammenhang ein öffentlichkeitswirksames Leitbild in Form einer Charta oder eines Zukunftsvertrages.

Hilfreich bei der Leitbildformulierung sind die Fragen: "Woher kommen wir? Wer sind wir? Wohin gehen wir? Aus dieser Strategie der drei "I": Identität, Initiative, Innovation ergeben sich die Umrisse eines Leitbildes. Wichtig ist ein Zukunftsleitbild für die Region, das zu ihr paßt und auch erreichbar erscheint, das neue Chancen eröffnet und alle Bürger anspornt. Dieses Motto sollte sich wie ein "roter Faden" durch die Handlungsfelder und Projekte ziehen. Ideal, wenn auch nicht immer realisierbar, ist ein kompakter Leitsatz, ein Slogan, der griffig und anregend zugleich ist.

Neben dem übergreifenden regionalen Leitbild gilt es meist auch sektorale Leitbilder bzw. regionale Entwicklungsgrundsätze für die einzelnen Sektoren zu formulieren. Diese Leitbilder müssen widerspruchsfrei sein.

Um konkrete Erfolge erzielen zu können, braucht es neben einem Leitbild auch konkreter Ziele. Eindeutige Ziele sind allen bekannt, geben die Orientierung und helfen den Beteiligten, auch in verworrenen Situationen die richtigen Maßnahmen zu setzen. Konkret sind Ziele vor allem dann, wenn sie beispielsweise mit Hilfe von Indikatoren eindeutig meßbar sind und sich auf eine klare Zeitvorgabe beziehen.

Bei der Zusammenführung und Bündelung der vielfältigen und zum Teil auch gegensätzlichen Vorstellungen der verschiedenen Akteure sind Zielkonflikte in der Regel unvermeidlich. Diese Zielkonflikte sollten thematisiert und Lösungswege im Sinne von win-win-Strategien aufgezeigt werden. Handlungsprioritäten für die Region sind dadurch abzuleiten.

 
 

Baustein 3: Strategien

Ausgehend vom Leitbild und den Zielen werden Strategien für die längerfristige Entwicklung der Region formuliert. Dabei ist auf strategisch wichtige Bereiche zu setzen. Sich mehr auf seine Stärken zu konzentrieren ist erfolgversprechender als vorhandene Schwächen mit großem Energie- und Ressourceneinsatz zu kompensieren.
Je nach Ausgangssituation, beteiligten Akteuren, Selbstverständnis und regionseigenem Potenzial können unterschiedliche Wege beschritten werden. Kreativität und Einfallsreichtum sind entscheidend. Gefragt sind innovative Lösungsansätze, die vor allem durch Querverbindungen zwischen bisher voneinander getrennten Sektoren zustande kommen.

Strategische Pfeiler für die regionale Entwicklung können beispielsweise sein:

 
 
  • Diversifizierungsstrategien, bei denen neue Produktlinien in dem vorherrschenden Wirtschaftssektor (Landwirtschaft, produzierendes Gewerbe, Tourismus) gefördert werden und die Produktpalette ausgedehnt wird,

  • Strategien gemeinschaftlichen Handelns, indem sich Unternehmen oder Anbieter zu Netzwerken oder anderen Kooperationen zusammenschließen und integrative Projekte durchführen,

  • Strategien der Wiederbelebung von Traditionen oder des historischen Erbes,

  • Win - win - Strategien, indem bislang konfliktträchtige Handlungsfelder zusammengeführt und Lösungen im gegenseitigen Interesse entwickelt werden,

  • Qualifizierungsstrategien,

  • Marketingstrategien etc.
 
 
Beispielhafte Handlungsfelder Regionaler Entwicklungskonzepte
  • Natur und Landschaft
  • Klima, Energie und Umwelt
  • Land- und Forstwirtschaft
  • Wirtschaft
  • Tourismus und Kultur
  • Infrastruktur und Telematik
  • Siedlungswesen und Verkehr
  • Bürger und Sozialkultur
  • Qualifizierung und Bildung
  • Lokale und regionale Agenda
 
 

Baustein 4: Handlungsfelder und Projekte

Diese zuvor festgelegten Strategien müssen in Handlungsfeldern und Projekten operationalisiert und konkretisiert werden. Regionale Entwicklungskonzepte können ein breites Spektrum an Kooperationsfeldern abdecken, sie können sich auch auf einzelne Themenfelder und Kernkompetenzen konzentrieren. Zu beachten sind jedoch gewisse inhaltliche Anforderungen, die abhängig von den Förderprogrammen (z.B. GRW) sind, aus denen diese Konzepte möglicherweise gefördert werden.

Es gilt ein Aktions- und Maßnahmenbündel im Form von Projekten zu schnüren. Dabei ist folgendes zu beachten:

 
 
  • kurzfristige, aber auch komplexe Aktionen und für die Region entscheidende Verbesserungen;

  • integrierte Ansätze, d.h. Koordination und Bündelung von Maßnahmen aus unterschiedlichen Handlungsfeldern und im Verantwortungsbereich unterschiedlicher Entscheidungs- und Projektträger;

  • in den Kontext von "Leitprojekten" eingebunde Einzelprojekte. Leitprojekte sind "Cluster" von Projekten, die so miteinander verbunden sind, dass sie Beziehungen untereinander haben;

  • übergreifende Themen der nachhaltigen Entwicklung, wie Stoff -strommanagement und Kreislaufwirtschaft, regenerative Energien und nachwachsende Rohstoffe, umwelt- und sozialverträgliche Siedlungsentwicklung, nachhaltige Mobilität o.ä. sollten Eingang in die Entwicklungskonzepte finden;

  • Aktionen und Projekte mit Hebelwirkung oder Multiplikatoreffekten. Bei diesen werden neue Sicht-, Denk- und Herangehensweisen am konkreten Einzelbeispiel entwickelt und erprobt, die sich auch insgesamt im regionalen Denken und Handeln niederschlagen.

  • Projekte und Ideen, die im normalen Alltag (häufig) nicht berücksichtigt werden. Gefragt sind Innovationen jeglicher Art, sei es im Bereich der Produktinnovation, der Prozessinnovation oder der sozialen Innovation. Die regionale Innovation kann beispielsweise neue Erzeugnisse und Dienstleistungen auf Basis der Besonderheiten der Region entwickeln oder auch neuartige Formen der Beteiligung und Zusammenarbeit aufbauen (Unternehmensnetzwerke).
    Kreativitätstechniken sind bei der Ideenfindung hilfreich.
 
 

Ein solcher Projektkatalog sollte als fortschreibungsfähige Registratur verstanden werden. Ein regionales Entwicklungskonzept kann nicht nur Projekte, sondern auch Aussagen zur Prozessgestaltung und -organisation enthalten.

Die einzelnen Aktionen, Projekte und Maßnahmen sollten so weit wie möglich beschrieben und konkretisiert werden.

 
 
Hierzu gehört:
  • Auswahlgründe und Realisierungspriorität,
  • Beschreibung des Projektes (Ort, Ziele und geplante Maßnahmen),
  • Finanzierung des Projektes (geschätzte Kosten, Finanzierungsmodelle, Folgekosten und deren Abdeckung, erwartetet Einnahmen etc.),
  • Projektverantwortliche bzw. -träger,
  • Projektorganisation und -umsetzung,
  • Zeitvorgabe und Terminplanung, Meilensteine.
 
 

Baustein 5: Erfolgskontrolle

Regionale Entwicklungskonzepte bergen wie alle Planungen ein gewisses Risiko in sich, da teilweise mit unbekannten Größen operieren wird. Monitoring und regelmäßige Erfolgskontrolle sind daher wichtig, um Entscheidungen über die Weiterführung oder Neuausrichtung des regionalen Handelns treffen zu können. Hierbei ist es hilfreich, Indikatoren und Meilensteine zu formulieren und zu kontrollieren. (-> Evaluation)

Tipps

Checkliste

 

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